Dupuytren-Kontraktur

Handchirurgie Ravensburg

Krankheitsbilder Hand

Dupuytren-Kontraktur

die Dupuytren'sche Kontraktur betrifft meist Männer (Männer:Frauen 5:1) und führt zu einer zunehmenden Bewegungseinschränkung der Finger (insbesondere Klein- und Ringfinger) durch Fixierung in Beugestellung.

Definition

Die Dupuytrensche Kontraktur, benannt nach dem französischen Chirurgen Baron Guillaume Dupuytren, ist eine gutartige Erkrankung des Bindegewebes, vornehmlich in der Hohlhand. Durch Knoten- und Strangbildung in der Hohlhand mit Übergreifen auf die Finger kann es durch einen narbenähnlichen Zug zu einer Beugestellung einzelner oder mehrerer Finger kommen. Eindeutige Ursachen sind nicht bekannt. Die Erkrankung tritt familiär gehäuft auf, Männer sind überwiegend betroffen, daher ist eine genetische Disposition wahrscheinlich. Auch äußere Faktoren wie Verletzungen oder Operationen können an der Krankheitsentstehung beteiligt sein. Nur bei deutlicher Einschränkung der Handfunktion ist eine operative Behandlung gerechtfertigt. Sie bedarf der wohlüberlegten Planung eines erfahrenen Operateurs sowie einer komplexen Langzeitführung des Patienten, um schwerwiegende Komplikationen und Rezidive zu vermeiden.

Ursachen

Auslösende Ursachen der Dupuytren-Kontraktur sind nach wie vor unbekannt. Die Bereitschaft, die Erkrankung zu bekommen, kann vererbt werden. Ein Zusammenhang mit Lebererkrankungen, Zuckerkrankheit und Alkoholismus wird diskutiert, ist aber nicht bewiesen. Ebenso werden Verletzungen als Ursache diskutiert, aber nicht bewiesen,  ein nachfolgendes Auftreten der Dupuytrenschen Kontraktur ist als zufällig anzusehen. Erforscht werden Veränderungen in kleinen Blutgefäßen mit Störung der Sauerstoffversorgung im Gewebe. Dadurch entstehende aggressive Stoffe bewirken möglicherweise ein verändertes Wachstum des Bindegewebes, mit letztlich Verkürzung der ursprünglichen Gewebestrukturen und dadurch typischer Fingereinkrümmung.

Erscheinungsbild

Bei der Dupuytrenschen Kontraktur werden bestimmte vorgebildete Gewebestrukturen in der Hohlhand sowie an den Beugeseiten der Finger befallen. Seltener finden sich streckseitig Fingerknöchelpolster oder auch Veränderungen an der Fußsohle. Erste Zeichen können Einziehungen der Haut sowie derbe Knoten in der Hohlhand oder auch an den Fingern sein. Später sind überwiegend längs verlaufende dicke Stränge bis in die Finger nachzuweisen. Klein- und Ringfinger sind am häufigsten, Daumen und Zeigefinger seltener befallen. Diese Stränge verursachen die Fingereinkrümmung, zunächst im Fingergrundgelenk, dann zusätzlich im Mittelgelenk und noch weiter fortgeschritten möglicherweise auch eine Überstreckung im Endgelenk. Die Beugesehnen sind an diesem Prozess nicht beteiligt. Nerven- und Blutgefäße der Finger können zum Teil massiv vom befallenen Bindegewebe umwachsen sein, sind aber selten in ihrer Funktion beeinträchtigt. Schmerzen sind ebenfalls selten, ursächlich sind dann mechanische Belastung oder die Gelenkeinsteifung im fortgeschrittenen Stadium. Die Erkrankung schreitet gewöhnlich langsam voran. Perioden von Stillstand und schnellerem Wachstum können sich abwechseln. Einmal vorhandene Knoten und Stränge mit Fingereinkrümmung bilden sich nicht zurück.

Diagnostik

Die Erkennung der Erkrankung ist aufgrund der typischen Veränderungen einfach, nur zum frühen Zeitpunkt müssen andere Gewebeneubildungen (gut- oder bösartiger Tumor) oder Bandverengungen (schnellender Finger) bedacht werden. Es zeigen sich oft zuerst Hauteinziehungen und Knoten in der Hohlhandbeugefurche. Nachfolgend bilden sich die Stränge in Richtung der Finger aus. Durch Schrumpfung der Stränge kommt es zur Einkrümmung der Finger in den Grund- und Mittelgelenken. Am häufigsten befallen sind Ring- und Kleinfinger, deutlich geringer der Mittelfinger und seltener der Daumen sowie der Zeigefinger.

Therapie

Die Dupuytrensche Erkrankung ist nicht ausheilbar und mit einer hohen Rezidivrate behaftet. In diesem Wissen ist je nach Befund und Zeitdauer der Veränderungen zu entscheiden. Bei geringer und nahezu gleichbleibender Ausprägung über Jahre bedarf es keiner speziellen Behandlungsmaßnahmen. Operative Maßnahmen sind bei raschem Fortschreiten mit ausgeprägtem Befund und dadurch funktioneller Beeinträchtigung der Hand angezeigt. Diese Behandlung sollte in den Händen eines erfahrenen Chirurgen liegen. Über geeignete Hautschnitte in der Hohlhand wird das veränderte Bindegewebe freigelegt und entfernt. Der Eingriff sollte mit Vergrößerungstechnik (Lupenbrille) vorgenommen werden, um Blutgefäße und Nerven sicher zu schonen. In fortgeschrittenen Stadien sind zusätzliche operative Schritte, wie Gelenklösung oder auch Gelenkversteifung, oft erforderlich. Der Verschluss der Operationswunden erfolgt mit lockerer Naht, gelegentlich auch mit einer lokalen Hautlappenplastik oder die Wunde bleibt zum Teil offen (open palm Technik). Eine Langzeitnachsorge mit intensiver kranken- gymnastischer Übungstherapie sowie Ergotherapie, einschließlich einer Versorgung mit speziellen Schienen, ist nach einer Operation unabdingbar als Vorbeugung eines Rezidivs.

Mit der Einführung des Kollagenasepräparates Xiapex (Pfizer) 2011 stand eine weitere Behandlungsform zur Verfügung. Bei isolierten Strangbildungen mit Verkrümmung der Finger konnte durch Injektion dieses Mittels eine teilweise Auflösung dieser Stränge und damit eine Begradigung mit Normalisierung der Fingerbeweglichkeit erzielt werden. Das Präparat wurde 2012 in Deutschland vom Markt genommen und steht als Behandlungsoption nicht mehr zu Verfügung. Durch die perkutane Nadelfasziotomie, bei der die Stränge mit einer dünnen Kanüle durch die Haut unterbrochen werden, kann die offene Operation vermieden und eine rasche Erholung von dem ambulanten Eingriff erreicht werden.

Die Behandlungsformen, Nadelfasziotomie und offene Operation werden im Zentrum für Handchirurgie mit hoher Kompetenz durchgeführt.