bei diesem Krankheitsbild, das auch als Lunatummalazie oder Morbus Kienböck bezeichnet wird, kommt es zu einer fortschreitenden Zerstörung des Mondbeins, was durch die zentrale Stellung dieses Knochens in der Handwurzel schwerwiegende Veränderungen nach sich ziehen kann.
Definition
Das Mondbein (Lunatum) bildet zusammen mit dem Kahnbein die Gelenkverbindung der Handwurzel mit der Speiche. Bei der Lunatumnekrose handelt es sich um eine Durchblutungsstörung des Knochens, die zu einem Zerfall des Mondbeines führen kann. Andere Bezeichnungen für die Erkrankung sind Lunatummalazie und Kienböcksche Erkrankung.
Die Lunatumnekrose tritt am häufigsten zwischen einem Alter von 20 – 40 Jahren auf. Männer sind doppelt so häufig wie Frauen betroffen.
Die Ursachen der Durchblutungsstörung sind unbekannt. Häufig findet sich eine im Verhältnis zur Speiche verkürzte Elle. In seltenen Fällen können häufige Erschütterungen wie das langjährige Arbeiten mit einem Presslufthammer der Auslöser sein.
Die Lunatumnekrose wird in vier Stadien eingeteilt. Die Art der Behandlung richtet sich nach dem Ausmaß der Erkrankung.
Erscheinungsbild
Zumeist wird ein Auftreten von Handgelenksbeschwerden ohne ein Unfallereignis geschildert. Bei der Untersuchung findet sich ein Druckschmerz im Bereich des Mondbeines am Handgelenk rückseitig sowie häufig eine mäßige Schwellung. Bei längerem Bestehen der Erkrankung findet sich eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung für die Handgelenkstreckung und Beugung.
Basis jeder Diagnostik ist eine konventionelle Röntgenaufnahme des Handgelenkes. Bei unauffälligem Röntgenbefund oder Verdacht auf ein frühes Krankheitsstadium ist eine Magnetresonanztomographie (MRT) erforderlich. Diese Untersuchung muss mit Kontrastmittel durchgeführt werden, da ansonsten eine Abgrenzung zu anderen Erkrankungen schwer möglich ist.
Die Stadieneinteilung richtet sich nach dem Röntgenbefund:
Stadium I: unauffälliger Röntgenbefund, Knochenmarködem und fehlende Kontrastmittelanreicherung bei der MRT
Stadium II: verdichtetes Mondbein ohne Höhenminderung oder Fraktur
Stadium IIIa: Fraktur des Mondbeines mit beginnender Höhenminderung
Stadium IIIb: Kollaps der Handwurzel
Stadium IV: Handgelenksarthrose
Diagnostik (Differentialdiagnose)
Häufigste Ursache für Schmerzen an der Streckseite des Handgelenkes sind kleine Ganglien (Überbein), die hier auf einen Nerven drücken können. Es gibt mehrere Erkrankungen, die mit Handgelenkbeschwerden und radiologischen Veränderungen am Mondbein einhergehen. Relativ häufig sind Knochenzysten (in der Regel ein intraossäres Ganglion) oder ein Anstoßen der Elle am Mondbein (Ulna-Impaction). Diese können durch MRT mit Kontrastmittel von der Mondbeinnekrose unterschieden werden. Sehr selten kommt es durch einen Unfall zu einem Bruch des Mondbeines.
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach der Stadieneinteilung. Im Stadium I ist ein Behandlungsversuch durch Gipsruhigstellung für 4 Wochen gerechtfertigt. Regelmäßige klinische Kontrollen sowie eine MRT Kontrolle sind erforderlich. Bei fortbestehenden Schmerzen sowie im Stadium II und IIIa führen wir eine Verkürzung der Speiche zur Korrektur der Überlänge durch. Dadurch verändern sich die Druckverhältnisse und das Mondbein wird entlastet. Dies kann zu einer Rückbildung oder Stabilisierung der Erkrankung führen. Bei der Operation wird die Speiche um 2-4mm gekürzt und mit einer Platte wieder zusammengefügt. Die Platte kann nach einem Jahr entfernt werden.
Im Stadium IIIb kommt es durch die Höhenminderung des Mondbeines zu einem karpalen Kollaps. Dabei geht das Kahnbein zunehmend in Beugestellung. Ziel der Operation im Stadium IIIb ist eine Stabilisierung der Handwurzel durch Aufrichten des Kahnbeines sowie die Schmerzreduzierung. Dies gelingt gut mit einer Fusion von Kahnbein sowie Trapezium und Trapezoideum ( STT-Arthrodese). Der Eingriff führt zu einer Reduzierung der Schmerzsymptomatik und Verbesserung der Kraft bei nur geringer Einschränkung der Beweglichkeit. Die erforderliche Gipsruhigstellung beträgt 6 Wochen. Die zur Stabilisierung benutzten Schrauben können meist belassen werden.
Alternativ besteht die Möglichkeit zur Entfernung der körpernahen Handwurzelreihe. Dabei werden Kahnbein, Mondbein und Dreieckbein entfernt (Proximal Row Carpectomy PRC). Welches Verfahren angewendet wird, hängt vom Einzelfall ab.
Im Stadium IV ist es durch den fortgeschrittenen karpalen Kollaps zu einer Arthrose gekommen. Bei intakter Speichengelenkfläche im Bereich des Mondbeines besteht noch die Möglichkeit zur PRC. Eine vorübergehende Schmerzlinderung kann durch eine Durchtrennung der schmerzleitenden Nerven am Handgelenk (Denervation) erzielt werden. Eine sichere Schmerzreduktion wird durch eine Versteifung des Handgelenkes erreicht. Bei der Handgelenksarthrodese wird das Handgelenk durch eine vorgeformte Platte in funktionell günstiger Stellung versteift. Fingerbeweglichkeit und Unterarmumwendung bleiben unbehindert. Durch diesen Eingriff kann häufig auch bei großer Beanspruchung wieder eine gute Belastbarkeit erzielt werden. Die Platte wird in der Regel dauerhaft belassen.